Rund 20 interessierte Lehramtsstudierende, Lehrende und Mitarbeitende der Universität Duisburg-Essen (UDE) lockte der Vortrag von Dr. Sally Gerhardt und Franziska Stracke zum Thema „Professionalisierung für Diskriminierungskritische Perspektiven in der Lehrkräftebildung“ am 15. Juli 2025 in den Bibliothekssaal an den Campus Essen.

Damit Schulen ihre zentrale Rolle im Kontext der Demokratiebildung und Prävention antidemokratischer Tendenzen ausüben können, bedarf es einer systematischen, curricular verankerten Sensibilisierung für verschiedene Dimensionen der Diversität und deren intersektionale Diskriminierungsmechanismen, so die Vortragenden. Thematisiert wurde der Handlungsbedarf im Lehramtsstudium an der UDE vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Diskurse sowie rechtlicher Vorgaben wie beispielsweise dem Lehrerausbildungsgesetz oder der Lehramtszugangsverordnung. Studien zeigten, dass Diskriminierung in Schule stattfindet.

Diskriminierung in der Schule

Schule sei in gesamtgesellschaftliche Prozesse eingebunden, die ungleiche Machtverhältnisse produzierten. Diese wiederum führen zu Diskriminierung. Dies zeige sich auch in der Schule: Diskriminierung von Schüler*innen gehe in hohem Maße von schulischen Professionellen, also beispielsweise Lehrkräften, aus und sie wirke sich negativ sowohl auf das psychische Wohlbefinden als auch auf die schulischen Leistungen der betroffenen Schüler*innen aus. Aber auch Lehrkräfte erlebten Diskriminierung in der Schule – letztere statistisch besonders häufig, wenn sie sich als queer identifizierten.

Anhand eines fiktiven Beispiels wurde anschaulich dargestellt, welche Diskriminierungsdimensionen es gibt. Es wurde gezeigt, dass die einzelnen Dimensionen nicht isoliert voneinander betrachtet werden können, sondern häufig ineinander verschränkt seien. So könne eine Person gleichzeitig aufgrund mehrerer Faktoren diskriminiert werden.

Das Projekt ProDiPer

Die Vortragenden stellten dann das Projekt ProDiPer (Professionalisierung für diskriminierungskritische Perspektiven) des Zentrums für Lehrkräftebildung (ZLB) der UDE vor. Es zielt darauf ab, Studierende für einen professionellen Umgang mit Diversität zu stärken und diskriminierungskritische sowie diversitätssensible Perspektiven in ihre didaktische sowie fachliche Ausbildung und ihr professionelles Handeln in der Schule querschnittlich zu integrieren. Das bereits vorhandene Lehrangebot in diesem Schwerpunkt an der UDE soll perspektivisch sichtbarer gemacht werden, was es Studierenden erleichtern soll, gezielt Lehrveranstaltungen mit diesem Schwerpunkt zu wählen.

Die teilnehmenden Studierenden wurden per Mentimeter aktiv in den Vortrag eingebunden und zogen am Ende mehrheitlich das Fazit, dass es wichtig sei, als angehende Lehrkraft für Diskriminierung sensibilisiert zu werden und dass dies im Studium eine größere Rolle spielen sollte.

Die Vortragsreihe wird im Wintersemester 2025/26 fortgesetzt. Weitere Informationen finden Interessierte auf der Seite von DiversiTeach.

Hintergrundinformation zur ZLB-Vortragsreihe Bildung für Toleranz

Im Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Die aktuellen politischen Debatten und der „Rechtsruck“, insbesondere der jungen Wählerschaft, befördern vor diesem Hintergrund auch die Auseinandersetzung mit Themen wie Extremismus, Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus. Das teilweise junge Alter der Akteur*innen verdeutlicht, wie wichtig die Rolle der Schulen als ein zentraler Ort ist, um antidemokratischen Tendenzen präventiv zu begegnen. Für die Aufgabe, diskursive Präventionsarbeit an Schulen zu leisten, müssen angehende Lehrkräfte sensibilisiert und mit den notwendigen didaktischen und ethischen Handlungskompetenzen ausgestattet werden.

DiversiTeach bietet in Kooperation mit dem Basic und Advanced Training – beides Projekte des ZLB – rund um den 80. Jahrestag des Kriegsendes die neue Vortragsreihe Bildung für Toleranz an, die mit dem Vortrag von Dr. Sally Gerhardt und Franziska Stracke fortgesetzt wurde.

Zur Person:

Dr. Sally Gerhardt ist im Zentrum für Lehrkräftebildung im Institut für fachorientierte Sprachbildung und Mehrsprachigkeit (IfSM) an der Universität Duisburg-Essen tätig und koordiniert das Projekt ProDiPer. Sally Gerhardt war viele Jahre die Stellvertretung der zentralen Gleichstellungsbeauftragten der UDE und ist gewähltes Mitglied der Kommission für Diversity Management an der UDE.

Franziska Stracke ist studentische Mitarbeiterin im Projekt ProDiPer.