Lernen unter Coronabedingungen führt bereits jetzt dazu, dass bestehende Ungleichheiten noch weiter verschärft werden. Dies ist im Bildungsbereich besonders sichtbar bei jüngeren Kindern, für die der kontaktlose digitale Unterricht wenig geeignet ist. Studien belegen, dass eine aktive Feriengestaltung den Lernverlusten der Ferienzeit, die oft besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien treffen, entgegenwirkt. Dazu ist es wichtig, dass Schule als Ort des Lernens auch in den Ferien präsent ist und Schüler*innen Freude bei der Auseinandersetzung mit schulischen Inhalten erfahren können.

Das Projekt „Universität macht Ferien“ bietet ein Ferienfreizeitprogramm zur Kompensation von coronabedingten Lernverlusten an. Das Programm geht auf eine Idee der Universitätsallianz Ruhr zurück. Die UDE startet jetzt mit ihrem Programm in den Fächern Deutsch, Mathematik, Sport und Sachunterricht für die Grundschule.

Mit-Organisator Professor Dr. Philipp Jugert (Fakultät für Bildungswissenschaften) erklärt: „Für viele Kinder hat der Corona-Lockdown im Frühjahr zu massiven Lernverlusten geführt und nun sind aufgrund steigender Infektionszahlen Urlaubsreisen schwierig. Die Tatsache, dass das Angebot von den Eltern sehr gut angenommen wurde und wir bereits viele Anfragen von anderen Kommunen bekamen, zeigt uns, dass es einen großen Bedarf nach solchen Angeboten gibt.“

Förderung und anregendes Freizeitprogramm

In Kooperation mit der Stadt Essen bietet die UDE daher ein Freizeitangebot für Grundschulen an, in dem Kinder in sprachlichen und schulischen Kompetenzen gefördert werden und gleichzeitig ein anregendes Ferienfreizeitprogramm erhalten.

So steht im Zentrum der mathematischen Aktivitäten die Erforschung des Quadrats: Es werden Quadratmehrlinge gesucht, Quadrate in Quadraten entdeckt, Kunstwerke quadratisch aufgeräumt und Quadrate in der Umwelt identifiziert. Im Bereich „Sprache“ dreht sich alles um die Groß- und Kleinschreibung. Die Schüler*innen entdecken spielerisch Tricks, wie sie großzuschreibende Wörter in Sätzen herausfinden können. Dazu erfinden sie lustige „Treppengedichte“ und halten die Tricks zur Großschreibung in einem Erklärvideo fest.

Im Sachunterricht wird das Thema Klimawandel aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln durchdrungen: mit Experimenten mit der Wärmebildkamera zum Treibhauseffekt, einer Wetterstation auf der Basis von Minicomputern, der Analyse von Satellitenbildern zur Gletscherschmelze und einer Spurensuche zum Aufspüren von Klimaschädlingen in der Schule. Ein offenes Bewegungsangebot lädt die Kinder zu Springen, Balancieren, Rollen, Klettern, Rutschen und Spielen ein. Nebenbei wird der fachspezifische Wortschatz, die Verschränkung von Verben mit Bewegung, aber auch der Gebrauch von Präpositionen in Verbindung mit Bewegung eingeübt.

Start an zwei Essener Grundschulen

Das Programm wird von den Bildungswissenschaften und dem Zentrum für Lehrerbildung koordiniert und von Lehramtsstudierenden der UDE mit 132 Schüler*innen der 3. und 4. Klasse der Neuessener Grundschule in Altenessen und der Schule am Morungenweg in Freisenbruch, die in Kooperation mit der Stadt Essen ausgewählt wurden.

Thomas Kriesten, Direktor der Neuessener Grundschule, an der das Programm am 12. Oktober 2020 startete, freute sich über den gelungenen Start: „Das Programm ist richtig gut organisiert. Wir freuen uns sehr, dass unsere Kinder die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen. Sie sind mit Spaß bei der Sache und erhalten einen abwechslungsreichen Unterricht in unterschiedlichen Lernbereichen.“

Keine Pflicht, sondern Freude

Das sehen auch die teilnehmenden Kinder so. Der achtjährige Destan sagte am Mittag des ersten Tages: „Es gefällt mir sehr gut hier, ich habe viel Spaß! Der Unterricht ist spannend und auch die gemeinsame Mittagspause finde ich super.“ Seine Mitschülerin Sham, 9 Jahre, sah es ähnlich: „Heute war es total schön, wir haben schön gespielt, aber auch ganz viel gelernt. Es ist anders als die normale Schule und ich freue mich auf die nächsten Tage.“

Studierenden bietet sich dadurch die Möglichkeit, Praxiserfahrungen zu sammeln und ihre didaktischen und pädagogischen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Gruppenbetreuerin Rabia Öztürk, die Lehramt Grundschule an der UDE studiert, sagte: „Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Freude. Sie freuen sich echt, hier zu sein und man merkt, dass sie es nicht als Pflicht betrachten, sondern gerne hier sind. An dem Projekt finde ich interessant, dass hier gezielt Kinder, die durch die Schulschließungen besonders benachteiligt sind, ihre Lücken aufarbeiten können und spielerisch und interaktiv Unterrichtsstoff aufholen können.“

Das Pilot-Projekt wird vom Rektorat (Prorektorat Gesellschaftliche Verantwortung und Diversität) mit 40.000 Euro unterstützt.